Erfolgreiche Website: Bieten wir das an, was der Nutzer sucht?

By: MSB, AA / 15.12.08

Dr. Christoph Glauser, CEO von ArgYou

Erfolgreiche und damit wertschöpfende Onlinekommunikation über Websites entsteht dann, wenn Nutzer die gesuchten Inhalte finden. Und dann kaufen, anrufen oder mehr wissen. Die klassische Marktforschung mit Onlineumfragen und persönlichen Befragungen stösst im digitalen Markt an Grenzen und liefert nur Ausschnitte. Den Anspruch, alles zu messen und zu vergleichen hat Christoph Glauser, CEO von ArgYou. Er vergleicht Nutzerverhalten und Websiteinhalte umfassend. Wir haben mit ihm über die Methode gesprochen.

communicationcontrolling.de: Was zeichnet ihren Ansatz aus?

Christoph Glauser: ArgYou bringt erstmals Innensicht und Aussensicht im Internet zusammen. Als Findmaschine betreibt ArgYou einen Index mit Inhalten, welche im Internet bisher gemessen wurden und vergleicht diese Inhalte mit dem was die Nutzerinnen und Nutzer bei verschiedenen Suchmaschinen suchen. So können wir beispielsweise Schnee im Internet messen, bevor dieser vom Himmel fällt und den Tourismus-Websites in der Schweiz und Österreich helfen, die Schnee-Kunden gezielt mit den richtigen Inhalten aus dem Netz anzusprechen.

communicationcontrolling.de: Interessant. Wie funktioniert es, wie gehen sie konkret vor?

Christoph Glauser: Meistens kriegen wir von den Kunden und den Werbeagenturen eine Liste mit Konkurrenz-URL's oder mit ihrer eigenen Website zugestellt. Die Angaben zur Konkurrenz werden natürlich höchst vertraulich behandelt. Danach "graben" wir die Websites mit einer speziell entwickelten Software aus. Die so erfassten Inhalte werden danach mittels eines Lesemoduls ausgelesen und landen auf einer riesigen relationalen Datenbank. Von dieser Datenbank aus werden dann mittels computerunterstützter Inhaltsanalysen inhaltliche Benchmarks gemessen und nach Abschluss der Messung des digitalen Angebotes (Inhalte, Produkte, Dienstleistungen usw.) werden die vorhandenen Inhalte mit Suchdaten des vergangenen Monats abgeglichen. Damit misst ArgYou wie gut es mit Suchen & Finden in Ihrer Branche oder auf Ihrer eigenen Website steht.

communicationcontrolling.de: Und was lässt sich daraus für das tägliche Kommunikationsmanagement ableiten?

Christoph Glauser: Der grösste Fehler, der in der Internetkommunikation gemacht wird ist der, dass man dem Nutzer eine Unternehmens-Sichtweise überzustülpen versucht. Das funktioniert eigentlich nie. Ein Beispiel: Auf den meisten Sites steht  "wir über uns". Nach "wir über uns" sucht aber kein vernünftiger Mensch. Man sucht bestenfalls nach Informationen "über die Firma XY". Wenn also steht "über ArgYou" dann klappt's schon mal mit der Marke und die Nutzer wissen worum es auf dieser Website überhaupt geht. Zudem entwickeln sich die Messmöglichkeiten in eine spannende Richtung. Da wird erst gemessen und erst dann drauflos gebaut. Das heisst die Agenturen wollen erst messen, was der Markt oder die Branche tut. Da drin wird dann analysiert wo die Interessen der Nutzer überhaupt sind. Und erst dann werden die Websites gebaut. Die haben also bereits die Inhalte drauf, welche die User suchen. Das klappt viel besser als nach dem Prinzip "Hoffnung" Internetauftritte zu realisieren.

communicationcontrolling.de: 2009 werden wieder viele Unternehmen auf mehr Traffic hoffend "relaunchen" - Welche Eigenschaften zeichnen erfolgreiche Unternehmenswebsites denn allgemein aus?

Christoph Glauser: Dass sie die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer dort abholen wo sie gerade sind! Aber auch, dass sie so aufgebaut sind, dass man da drauf findet was man sucht. Das heisst guten Text und dezente Grafik. Reine Selbstdarstellung funktioniert nicht. Es müssen spannende Inhalte sein, die mit der Firma zu tun haben. Dann klappt's auch mit dem Traffic auf der Site.

communicationcontrolling.de: Was unterscheidet ihre Methoden von anderen Verfahren, die Erfolg von Webseiten messen (z.B. WebXF)?

Christoph Glauser: Primär verfolgen wir den Ansatz einer Find-Maschine und machen Vollerhebungen. Das heisst wir messen immer Alles. Die anderen Ansätze basieren meistens auf Interviews, auf Online-Umfragen oder auf Performance-Messungen. Bei Umfragen in Firmen erhalten Sie oft dieselbe Innensicht, die im Web eben gerade nicht funktioniert. Zudem interessieren wir uns ganz brennend für die Inhalte. Wir messen seit Jahren über 5 Mio Seiten pro Tag. Da bräuchten Sie 50 Jahre, um das zu lesen. Um ernsthaft Marktanteile im Internet dazuzugewinnen, kommen Sie nicht um die guten Inhalte herum.

communicationcontrolling.de: Wenn ich mich so stark an den Nutzern und ihren Suchinteressen orientiere - kann ich dann überhaupt noch sinnvoll die Inhalte kommunizieren, die für mich als Unternehmen wichtig sind?

Christoph Glauser: Ja klar! Wir haben dieses Phänomen auch bei e-Government Websites. Die verstecken sich immer hinter juristischen Argumenten und behaupten, sie müssten schlecht sein im Internet, weil sie viele Informationen drauf haben müssen. Dieses Argument verfängt nicht. Zum Beispiel haben wir in Österreich mal gemessen, dass viel über "Amtsweg" auf einer Website drauf stand. Es sucht aber kein vernünftiger Bürger nach "Amtsweg", sondern die Leute suchen nach einem Formular, nach einer Genehmigung oder nach einem Kontakt, wenn sie Fragen haben. Da kann man also das eine tun und das andere nicht lassen. Auch Behörden können sich besser an den Interessen der Bürgerinnen und Bürger orientieren. Das ist aber oft ein längerer weg als bei den Firmen.
Nur 10-20% der Inhalte auf Websites werden überhaupt je gesucht, da macht es doch Sinn, sich an diesen zu orientieren?

communicationcontrolling.de: Was sehen sie als größte Herausforderung im Einsatz ihrer Methode?

Christoph Glauser: Das schnelle Wachstum und damit verbunden die enormen Zunahme an Daten bleibt eine Daueraufgabe. Gleichzeitig wollen wir natürlich die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "finden". Zusammenarbeit mit den Suchmaschinen bleibt wichtig. Nachhaltige Entwicklung ist auch ein grosses Thema, nachdem die Hypes der vergangenen Jahre in der Internetbranche herzlich wenig gefruchtet haben. Die nächsten Knacknüsse für ArgYou sind einerseits die vielen Werbeagenturen (die uns auffressen) und andererseits die Einführung neuer Schriftsätze. Wir messen bereits in 23 Sprachen, werden aber in Richtung Kyrillisch, Chinesisch, Japanisch und Arabisch die nächsten Rechenzentren ausbauen müssen.

communicationcontrolling.de: Vielen Dank.

Über Christoph Glauser und ArgYou:
Christoph Glauser ist 1964 in Bern geboren. Nach Studium und Unikarriere ist er seit 1998 selbständig als Gründer und CEO diverser IT-Firmen. Er betreibt ein eigenes Grundlagenforschungsinstitut für computerunterstützte Inhaltsanalysen (IFAA) in Bern. Sein Unternehmen ArgYou (Arguments for You), untersucht seit 2001 Inhalte auf den Webseiten im Internet, um diese mit den nachgefragten Inhalten via Suchmaschinen direkt zu vergleichen. Die ArgYou AG in Baar, Schweiz ist führend bei digitalen Markt- und Konkurrenzanalysen.


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