Monitoring der Meinungsbildung im Netz - Interview mit Robert Kirsch

By: AA, AZ / 15.07.08

Robert Kirsch, Weber Shandwick Deutschland

Eine wichtige Entscheidungshilfe für die strategische Unternehmensführung ist die Beobachtung und Analyse der Meinungsbildung im Netz. Ist das tatsächlich ein Thema für Unternehmen? Wie können PR-Verantwortliche mit vertretbarem Aufwand Online-Communities, Blogs, YouTube und Co. beobachten? Wir sprachen mit Robert Kirsch (Managing Director Digital Lifestyle bei Weber Shandwick) über die besonderen Herausforderungen und stellen mit "Radian6" ein neues Tool zur Messung der Meinungsbildung im Netz vor.

communicationcontrolling.de: Für Unternehmen wird die Beobachtung der Meinungsbildung und Themen im virtuellen Raum immer wichtiger. Welche Bedeutung hat die Beobachtung sozialer Netzwerke im Internet für Unternehmen? Wer wird da eigentlich beobachtet?

Robert Kirsch: Die Bedeutung des Social Media Monitoring steigt mit der zunehmenden Wahrnehmung des Social Web in der Unternehmenskommunikation. Ohne eine genaue Analyse der Diskurse im Social Web ist keine saubere Kommunikationsstrategie für den digitalen Raum möglich. Bislang behelfen sich viele mit einer händischen Analyse über frei zugängliche Tools wie Technorati oder Blogpulse. Aber aufgrund der stetig steigenden Masse und Komplexität der Online-Diskurse geht der Trends eindeutig in Richtung spezieller Social Monitoring Tools wie Radian6 oder BuzzMetrics. Beobachtet werden unterschiedliche Ausprägungen von Social Media, angefangen bei Blogs, über Social Networks und Videoplattformen bis hin zu Twitter.

communicationcontrolling.de: Was bedeutet das für die Evaluation?

Robert Kirsch: Der Trend zum Social Media Monitoring verstärkt die Integration aller Evaluationsebenen, um ein wirkliches Gesamtbild zu erhalten. Unternehmen brauchen mehr denn je ein integriertes Evaluationssystem, das Themen über alle Ebenen beobachtet. Etliche Themen finden ihren ersten Widerhall im Social Web und wandern dann in Online- oder Print-Medien weiter. Aus meiner Sicht kann noch kein Dienstleister im Markt das ganze Spektrum auf hohem Niveau und integriert abdecken. Das ideale System, bei dem alle Medienarten bis hin zum Social Web, erfasst und miteinander verknüpft, lässt auf sich warten. Aber der Bedarf danach ist da.

communicationcontrolling.de: Sie haben mit Radian6 ein Evaluationstool für eben das Social Web mitentwickelt. Wie gehen Sie dabei vor und welche Besonderheiten zeichnet das Tool aus?

Robert Kirsch: Radian6 ist speziell für die Bedürfnisse der PR ausgelegt. Viele der anderen Angebote orientieren sich am Online-Marketing und eignen sich nur bedingt für das Verfolgen von Diskursen im Social Web. Mit Radian6 kann man die Meinungsbildung und Entwicklung von Gesprächen in Echtzeit evaluieren. Dabei geht es nicht nur um Blogs, sondern auch Video- und Fotoportale wie YouTube oder Flickr, Social Communities wie MySpace und auch Microblogginganwendungen wie Twitter. Die Suchmaschinentechnolgie basiert auf dem eigenen Radian6-Bot, Google Blogs, Technorati, rund 30 weiteren Suchmaschinen und untersucht alle Weltsprachen wie Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch. Die Internationalität des Systems ist gerade für uns als international agierende Agentur von großer Relevanz. Die eigentliche Analyse erfolgt anhand von fünf Widgets, die verschiedene Aspekte beleuchten: Wer schreibt über mein Thema? Wer sind die wichtigsten Meinungsmacher und wer beeinflusst wen? Welchen Begrifflichkeiten tauchen am häufigsten im Zusammenhang mit meinen Suchbegriffen auf? Wie entwickeln sich Themen im zeitlichen Verlauf? Das große Plus an Radian6 ist die intuitive und einfache Benutzerführung, so dass man innerhalb kurzer Zeit einen validen Einstieg in die Social Media-Welt schafft.

Abb. 1: Die Analyse erfolgt über fünf Analyse-Widgets  

Abb2: Das Influencer Viewer-Widget zeigt gewichtet die wichtigsten Meinungsbildner im Social Web

communicationcontrolling.de: Welche Leistung kann die Evaluation der Meinungsbildung im Netz für Unternehmen erbringen?

Robert Kirsch: Das Social Media Monitoring hilft bei der Früherkennung von Krisen und Issues, untersucht den Wettbewerb und identifiziert die Meinungsmacher im Social Web. Gerade der letzte Punkt ist für eine aktive Ansprache zentral wichtig. Nur wenn man weiß, wer die Fürsprecher in den Blogs oder Social Networks sind, können diese auch strategisch angegangen werden. Und schließlich ermöglicht Radian6 die Evaluation der eigenen Arbeit. 

communicationcontrolling.de: Abschließend die Frage: Für welchen Kundenkreis ist das Tool interessant und wo wurde Radian6 bereits eingesetzt?

Robert Kirsch: Radian6 ist für jedes PR-treibende Unternehmen relevant. Auf der Hand liegt das Krisen-und Issue-Management, aber auch für die Brand- und Produkt-Kommunikation bietet Radian6 vielfältige Möglichkeiten. Ein zunehmend wichtiger Bereich ist Healthcare, weil Gesundheitsthemen inzwischen sehr stark im Social Web gespielt werden. Bei Weber Shandwick nutzen deutsche Kunden aus dem E-Commerce und Consumer Electronics bereits Radian6 für die strategische Kommunikation.


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